Fischers Schreibbude!
FischersSchreibbude! 

Mein neues Buch:

... damit das Lachen im Halse stecken bleibt

 - Ein Ratgeber für das Satireschreiben -

 

ISBN: 9783759721686

Ladenpreis Paperback: 18,00 Euro

E-Book: 9,49 Euro, Aktionspreis (bis 4 Wochen nach Veröffentlichung) 6,99 €uro

In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Umbrüche und Verunsicherungen sowie schwindender Medienangebote zu politischer Bildung ist es notwendig, solche Trends umzukehren. Satire kann Menschen zum Nachdenken bringen, sodass sie die Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderungen erkennen. Außerdem erweitert jede für Satire notwendige Recherche im Nebeneffekt bei Schreibenden deren politische Bildung. Das Buch soll hierzu Beiträge leisten.

Inhalt:

Der Ratgeber gliedert sich in drei Teile, die folgende Themenbereiche beinhalten:

  1. Beantwortung der Frage: Was ist Satire?
  2. Das Arbeiten mit Satire: Mögliche Themenfelder; Annäherung an Satiretexte und Methoden zu ihrer Realisierung; Wege an die Öffentlichkeit.
  3. Exemplarische, nach Textsorten geordnete Satiretexte; Literaturvorschläge zu Satire.

Zielgruppen:

  • Am Satireschreiben interessierte Menschen, die bereits über Kenntnisse im Schreiben kreativer Texte verfügen.
  • Ausgebildete Schreibpädagogen und Personen, die Schreibgruppen oder Lesebühnen leiten, in denen das Thema Satire vermittelt werden soll, sowie Teilnehmende, die solche Angebote nutzen.

 

Eine Leseprobe:

Satire als Bildungsmedium

Was kann Satire auslösen, was kann sie bewirken?

Stellen wir uns vor, wir säßen in einer Kabarettaufführung. Innerlich haben wir uns bereits darauf eingestellt, Überraschungen zu erleben, ungewohnte Einsichten serviert zu bekommen. Wir sind gespannt, weil wir zwar die grobe Richtung kennen, weil wir vermuten, dass gesellschaftliche Zustände und Fehltritte Prominenter mit geistreichem Witz thematisiert und skandalisiert werden – aber wir können nicht wissen, was sich das Ensemble dazu hat einfallen lassen. Es steht also bereits vor dieser Aufführung fest, dass es Überraschungen geben wird. Wozu sollten wir auch sonst so viel Geld für die begehrten Karten ausgeben, wenn wir das alles schon wissen und nur müde lächeln werden?

Dann treten die Akteure auf, und wir erleben ein Feuerwerk unerwarteter Hinweise zu ungeahnten Zusammenhängen. Das Programm kommt beim Publikum an. Auch wenn wir aktiv mitgehen, indem wir lachen, grölen oder frenetisch applaudieren, gehen wir nach Veranstaltungsschluss nicht zufrieden nach Hause und haken das Erlebnis ab. Was uns an neuen Informationen, Ansichten und Einsichten vermittelt wurde, arbeitet noch eine Weile in uns weiter, und wir versuchen, es in unser eigenes Weltbild einzuflechten. Wenn wir indes jemand sind, dem die ganze Richtung nicht passt, werden wir grollend versuchen, die satirischen Punkte durch die eigene Einstellung zu widerlegen und zu konterkarieren. Wie auch immer wir reagieren – ob positiv oder negativ – ohne eigene Reaktion kommen wir da jedenfalls nicht davon. Dieser Effekt stellt sich übrigens nicht nur ein, wenn die satirischen Botschaften von der Bühne kommen, sondern auch dann, wenn sie über Radio- oder Fernsehgeräte gesendet oder über das Lesen eines gedruckten Textes vermittelt werden.

Und genau diese Reaktion der Adressat*innen macht Satire so wirkungsvoll. Dies zeigt sich zunächst durch die erlebte Überraschung. Kontexte werden hergestellt, deren Existenz wir bisher nicht erahnten, und wir werden zum Nachdenken gebracht über bisher vermeintlich klare Sachverhalte, die sich uns auf den zweiten Blick als völlig anders beschaffen präsentieren. Wir sind erstaunt über fremde Sichtweisen, die wir plötzlich für plausibel halten, und die eine ungewohnte Betrachtung der Dinge vermitteln. Da stellt sich dann entweder ein Aha-Effekt ein, der das Bedürfnis auslöst, nähere Informationen einzuholen, oder aber Entrüstung und Abwehrhaltung, wenn dies dem eigenen Weltbild widerstrebt. Im ersten Fall fühlt man sich aufgeklärt, im zweiten auf den Schlips getreten. Denn bei Satire gibt es keine flaumweiche Vermittlung zwischen konträren Positionen, hier wird eindeutig Stellung bezogen, zugespitzt und polarisiert. Bei solchen Botschaften bleiben nur zwei mögliche Haltungen: zustimmen oder verdammen. Jeder in satirischen Texten enthaltene Gag lässt vordergründig lächeln, doch die eigentlich beabsichtigte Reaktion ist es, Nachdenken auszulösen, sodass der Lacher im Halse stecken bleibt. Es wird ein Spiegel vorgehalten, der uns dazu bringen soll, die bisher gewohnten eigenen Einstellungen zu reflektieren ein daraus resultierendes Verhalten ggf. zu modifizieren. Widersprüche im gesellschaftlichen Miteinander sowie Anspruch und Wirklichkeit in der Lebensführung prominenter Personen werden so freigelegt.

Skeptiker*innen mögen sagen, Satire könne nichts verändern. Dem will ich entgegnen: Wenn auch kritisierte Tatbestände durch Satire nicht unmittelbar verändert werden können, weil keine direkten Machtmittel damit verknüpft sind, so regt sie dennoch Menschen an, über diese Dinge nachzudenken, eine kritische Perspektive einzunehmen, Sichtweisen zu überprüfen und so möglicherweise Einstellungen zu diesen Fragen zu verändern. Indes ist Selbstdenken anstatt andere denken zu lassen die notwendige Voraussetzung, vorherrschenden Sichtweisen etwas entgegensetzen zu können. Je mehr Menschen dazu fähig sind, desto schwieriger wird es für Herrschende, ihre hegemonialen Sichtweisen und Wahrheiten von oben ungestört und unhinterfragt durchzusetzen. Eine lebendige Demokratie braucht denkende Menschen, kein Stimmvieh, das alles schluckt, was man ihm vorsetzt. Der öffentliche kritische Blick ist oft schon vorhanden, und Satiriker schreiben dann, was andere kritische Zeitgenossen denken, aber nur selten so pointiert auszudrücken vermögen.

Dies alles ermöglicht, dass über Satire Missstände aufgespürt, ihre Hintergründe beleuchtet, aufbereitet und enthüllt präsentiert werden. Etwas oder jemand wird durch den Kakao gezogen, und dies löst bei uns Erkenntnis und Schadenfreude aus sowie den Impuls, die jeweilige Kernaussage in uns weiter wirken zu lassen. Sachverhalte werden als Täuschung und Lüge zulasten der Gesellschaft entlarvt, und als Folge unserer gedanklichen Auseinandersetzung mit solchen Botschaften wird jeder noch so schräge Witz die Welt ein wenig besser machen.

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© Hans-Jürgen Fischer